„Was ist mit der Potenz?“ – Die häufigste Frage zu Finasterid im Faktencheck

„Was ist mit der Potenz?“ – Die häufigste Frage zu Finasterid im Faktencheck

Kurzantwort: Finasterid wird seit 1997 erfolgreich gegen Haarausfall eingesetzt. Es blockiert das Enzym 5-Alpha-Reduktase, das Testosteron in DHT umwandelt – die Hauptursache für androgenetischen Haarausfall. Obwohl es wirksam ist, können sexuelle Nebenwirkungen auftreten, die in den meisten Fällen vorübergehend sind.

Wichtige Fakten zu Wirkung und Nebenwirkungen:

  • Wirkung:
    • Reduziert DHT in der Kopfhaut um bis zu 70 %.
    • 90 % der Männer berichten über Erhalt oder Verbesserung des Haarwuchses.
    • 65 % erleben neues Haarwachstum.
  • Sexuelle Nebenwirkungen:
    • 15 % berichten im ersten Jahr über sexuelle Probleme (Placebo: 7 %).
    • Langfristige Beschwerden treten bei 1,4 % der Anwender auf.
    • Jüngere Männer (< 42 Jahre) mit längerer Einnahme (> 205 Tage) haben ein erhöhtes Risiko für dauerhafte Impotenz.
  • Post-Finasterid-Syndrom (PFS):
    • Betrifft weniger als 1 % der Anwender.
    • Symptome: Libidoverlust, erektile Dysfunktion, depressive Verstimmungen.

Vorteile vs. Risiken:

Faktor Vorteile Risiken
Haarausfall Stoppt Haarausfall bei 91 % Wirkung lässt nach Absetzen nach.
Nebenwirkungen Nur 2–5 % betroffen Potenzielle sexuelle und psychische Probleme.
Behandlungsdauer Verbesserungen über 2 Jahre möglich Langfristige Nebenwirkungen möglich.

Empfehlung: Vor der Einnahme sollten Sie mit Ihrem Arzt über Risiken sprechen, insbesondere bei bestehender Depression, sexuellen Problemen oder Kinderwunsch.

Wie Finasterid wirkt

DHT und Haarausfall: Der Zusammenhang

Finasterid blockiert gezielt das Enzym 5‑Alpha‑Reduktase, das Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Bei genetischer Veranlagung kann ein hoher DHT-Spiegel die Haarfollikel schrumpfen lassen, was dünneres Haar und letztlich Haarausfall zur Folge hat.

Durch die Einnahme von Finasterid wird der DHT-Spiegel in der Kopfhaut um bis zu 70 % gesenkt. Das stoppt den Schrumpfungsprozess der Haarfollikel. Eine Fünf-Jahres-Studie zeigte, dass 90 % der behandelten Männer ihren Haarwuchs erhalten oder verbessern konnten. Etwa 65 % berichteten sogar von neuem Haarwachstum. Diese Wirkung beschränkt sich nicht nur auf die Behandlung von Haarausfall.

Medizinische Anwendungen über Haarausfall hinaus

Die Fähigkeit von Finasterid, den DHT-Spiegel zu senken, wird auch bei der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) genutzt. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 50 Millionen definierte Tagesdosen von Finasterid zur BPH-Behandlung durch die gesetzliche Krankenversicherung verschrieben.

Wirkungsübersicht:

Aspekt Wirkung
DHT-Reduktion im Serum 70 %
DHT-Reduktion in der Kopfhaut (1 mg) 64 % nach 42 Tagen
DHT-Reduktion in der Kopfhaut (5 mg) 69 % nach 42 Tagen
Placebo-Vergleich 13 % DHT-Reduktion

Finasterid ist nur auf Rezept erhältlich und nicht für Frauen oder Kinder geeignet.

Sexuelle Nebenwirkungen: Forschungsergebnisse

Ergebnisse klinischer Studien

Langzeitstudien bei Männern mit benigner Prostatahyperplasie haben wichtige Daten zu den sexuellen Nebenwirkungen von Finasterid geliefert. Bereits zu Beginn der Studien berichteten etwa 46 % der Teilnehmer in beiden Behandlungsgruppen über bestehende sexuelle Funktionsstörungen.

Neue sexuelle Nebenwirkungen traten hauptsächlich im ersten Jahr der Behandlung auf. In den Studienjahren 2 bis 4 waren die Unterschiede zwischen Finasterid und Placebo gering.

Nebenwirkungsraten: Finasterid vs. Placebo

Die Studien ermöglichen einen Vergleich der Nebenwirkungsraten:

Kategorie Finasterid Placebo
Sexuelle Nebenwirkungen im ersten Jahr 15 % 7 %
Therapieabbruch wegen sexueller Nebenwirkungen 4 % 2 %
Verbesserung während fortgesetzter Therapie 12 % 19 %
Verbesserung nach Therapieabbruch 50 % 41 %

Häufige Nebenwirkungen

Analysen von 11.909 Männern zeigen zusätzliche Details zu spezifischen Nebenwirkungen:

  • Bei jedem 31. Mann trat eine zusätzliche Impotenz auf.
  • 1,4 % der Männer (167 Personen) berichteten von anhaltenden sexuellen Problemen nach Ende der Behandlung.
  • Die Beschwerden hielten im Durchschnitt 1.348 Tage nach der Behandlung an.

Besonders auffällig: Männer unter 42 Jahren, die Finasterid länger als 205 Tage einnahmen, hatten ein fast fünffach höheres Risiko für dauerhafte Impotenz. In dieser Gruppe hielten die Beschwerden durchschnittlich 1.534 Tage an.

Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, individuelle Risiken vor Beginn einer Therapie sorgfältig zu bewerten.

Langzeiteffekte und PFS

Was ist das Post-Finasterid-Syndrom?

Post-Finasterid-Syndrom

Das Post-Finasterid-Syndrom (PFS) beschreibt anhaltende Nebenwirkungen, die nach dem Absetzen von Finasterid auftreten können. Während frühere Untersuchungen meist kurzfristige Effekte betrachteten, liegt der Fokus hier auf den langfristigen Auswirkungen und dem umstrittenen Status von PFS als eigenständiges Krankheitsbild.

Häufige PFS-Symptome lassen sich in drei Kategorien einteilen:

Symptomkategorie Häufige Beschwerden
Sexuell Libidoverlust, erektile Dysfunktion, vermindertes Ejakulatvolumen
Neuropsychiatrisch Depressive Verstimmungen
Körperlich Verschiedene unspezifische Beschwerden

Die wissenschaftliche Anerkennung dieses Syndroms ist weiterhin Gegenstand intensiver Forschung.

Wie lange halten Nebenwirkungen an?

Eine Studie aus dem Jahr 2017 mit 4.284 Männern im Alter von 16 bis 42 Jahren ergab, dass 0,8 % der Finasterid-Anwender anhaltende sexuelle Nebenwirkungen entwickelten. Bei einem Drittel der Männer, die während der Behandlung Nebenwirkungen hatten, blieben diese auch nach dem Absetzen bestehen.

Welche Faktoren beeinflussen das Risiko?

Einige Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an PFS zu leiden:

  • Behandlungsdauer von mehr als sieben Monaten
  • Psychiatrische Vorgeschichte, die bei 55 % der Betroffenen vorliegt
  • Familiäre psychiatrische Belastung, festgestellt bei 28,8 % der Fälle

Diese Erkenntnisse werden durch eine 15-jährige Pharmakovigilanz-Studie gestützt, die 4.910 Fälle dokumentierte, in denen anhaltende Symptome auftraten. Darunter befanden sich auch 39 Fälle (0,79 %) mit Suizidgedanken.

Eine sorgfältige Abwägung der Risiken ist besonders wichtig bei Patienten mit bestehenden Depressionen, sexuellen Funktionsstörungen oder Fruchtbarkeitsproblemen.

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Nutzen vs. Risiken

Nach der Betrachtung des Wirkmechanismus und möglicher Nebenwirkungen liegt der Schwerpunkt nun auf den Vorteilen und der individuellen Risikoabwägung.

Behandlungsergebnisse bei Haarausfall

Nebenwirkungen sind wichtig, doch der Erfolg der Behandlung spielt eine zentrale Rolle. Finasterid zeigt deutliche Ergebnisse bei der Behandlung von männlichem Haarausfall. Laut klinischen Studien:

  • 91 % der Patienten berichteten von einem Stopp des Haarausfalls
  • 48 % sahen nach einem Jahr sichtbare Verbesserungen
  • 66 % verzeichneten nach zwei Jahren verstärktes Haarwachstum

Im Vergleich dazu zeigte die Placebo-Gruppe nur bei 7 % der Teilnehmer eine Verbesserung des Haarwuchses.

Individuelle Risikoabwägung

Trotz der positiven Ergebnisse beim Haarwuchs ist es wichtig, die Risiken individuell zu bewerten. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung folgende Punkte:

Faktor Vorteile Risiken
Wirksamkeit Stoppt Haarausfall bei 91 % Wirkung lässt nach Absetzen nach
Nebenwirkungen Nur 2–5 % der Anwender betroffen Potenzielle sexuelle und psychische Probleme
Behandlungsdauer Kontinuierliche Verbesserung über 2 Jahre Keine zusätzlichen Risiken

Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • Vorbelastung mit Depressionen
  • Bestehenden sexuellen Funktionsstörungen
  • Aktuellem Kinderwunsch

Wann ein Arztbesuch ratsam ist

  1. Vor Beginn der Behandlung
    Eine umfassende Voruntersuchung ist erforderlich, um mögliche Risiken auszuschließen.
  2. Während der Behandlung
    Sollten depressive Verstimmungen, sexuelle Funktionsstörungen oder andere ungewöhnliche Beschwerden auftreten, suchen Sie umgehend ärztlichen Rat.

Regelmäßige Kontrolltermine beim Arzt helfen, die Therapie optimal anzupassen. Dabei sollten Behandlungserfolge immer im Verhältnis zu den möglichen Nebenwirkungen betrachtet werden.

Umgang mit der Behandlung

Nach der Bewertung von Risiken und möglichen Nebenwirkungen geht es um die persönliche Umsetzung der Therapie.

Tipps für das Gespräch mit dem Arzt

Ein offenes und klares Gespräch mit Ihrem Arzt ist entscheidend.

Vor dem Termin sollten Sie:

  • Ihre Krankengeschichte notieren (z. B. Depression, sexuelle Funktionsstörungen).
  • Eine Liste Ihrer aktuellen Medikamente vorbereiten.
  • Ihre Fragen und Bedenken, insbesondere zur Potenz, aufschreiben.

Wichtige Laboruntersuchungen

Einige Laboruntersuchungen können bei der Therapieplanung hilfreich sein:

Untersuchung Zweck
Blutbild Allgemeine Gesundheitswerte
TSH Überprüfung der Schilddrüsenfunktion
Testosteron & DHT Analyse des Hormonstatus
PSA (ab 45 Jahren) Kontrolle der Prostata

Nebenwirkungen im Blick behalten

Führen Sie ein Tagebuch, um mögliche Nebenwirkungen wie Veränderungen der Libido, Erektionsfähigkeit oder Ihrer psychischen Verfassung zu dokumentieren.

"Da Betroffene psychische Veränderungen möglicherweise nicht selbst bemerken, sollten sie Angehörige oder Freunde über die Anwendung von Finasterid und dessen Risiken informieren."

Diese Aufzeichnungen helfen dabei, die Therapie individuell anzupassen.

Individueller Behandlungsplan

Es gibt verschiedene Ansätze, die Dosierung und Anwendung der Therapie individuell zu gestalten:

  • Mit einer niedrigen Dosierung starten.
  • Topisches Finasterid als Alternative in Betracht ziehen.
  • Regelmäßige Anpassungen vornehmen.

Überwachung der Therapie

  • Erstellen Sie alle 3–6 Monate Fotodokumentationen, um den Fortschritt zu verfolgen.
  • Überprüfen Sie regelmäßig die Wirkung der Behandlung.
  • Passen Sie die Therapie bei Bedarf an, um die Verträglichkeit zu verbessern.

Eine enge Begleitung durch den Arzt sorgt dafür, dass die Behandlung optimal angepasst wird und mögliche Risiken frühzeitig erkannt werden können.

Fazit

Hier fassen wir die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen aus den vorherigen Abschnitten zusammen.

Wichtige Erkenntnisse zusammengefasst

Die Forschung zu Finasterid und dessen Einfluss auf die Potenz zeigt ein vielschichtiges Bild. Diese Zusammenfassung stellt die Ergebnisse aus den Bereichen Wirkung, Nebenwirkungen und Risikomanagement dar. Während die meisten Anwender keine oder nur vorübergehende Nebenwirkungen erfahren, bleibt eine umfassende Aufklärung über mögliche Risiken entscheidend.

Überblick über die wichtigsten Punkte:

Thema Erkenntnis
Ärztliche Überwachung Regelmäßige Kontrollen und sorgfältige Erfassung von Nebenwirkungen
Risikominimierung Frühzeitige Aufklärung von Angehörigen über mögliche psychische Veränderungen
Empfehlung bei Symptomen Therapie bei psychiatrischen Symptomen abbrechen und ärztlichen Rat einholen
Vorsorgemaßnahmen Detaillierte Erhebung der Krankengeschichte in Bezug auf Depressionen und sexuelle Gesundheit

Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich klare nächste Schritte.

Nächste Schritte

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Finasterid steht auf drei zentralen Pfeilern:

  • Medizinische Betreuung
    Eine enge ärztliche Begleitung ist essenziell. Die MHRA empfiehlt, vor Beginn der Behandlung eine detaillierte Krankengeschichte zu erfassen, insbesondere im Hinblick auf Depressionen und sexuelle Funktionsstörungen.
  • Offene Kommunikation
    Teilen Sie engen Freunden oder Angehörigen mit, dass Sie Finasterid einnehmen, und weisen Sie auf mögliche Nebenwirkungen hin. Dies ist besonders wichtig, da Betroffene psychische Veränderungen oft nicht selbst wahrnehmen.
  • Symptombeobachtung und Dokumentation
    Regelmäßige Arztbesuche und die kontinuierliche Beobachtung von Symptomen helfen, die Therapie individuell anzupassen.

"Da Betroffene psychische Veränderungen möglicherweise nicht selbst bemerken, sollten sie Angehörige oder Freunde über die Anwendung von Finasterid und dessen Risiken informieren."

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